28 Mai 2025

[Rezension] BABEL von R. F. Kuang

 


BABEL von R. F. Kuang
Übersetzer: Heide Franck, Alexandra Jordan

Verlag und Coverrechte: Eichborn, Erscheinungstermin: 27. September 2024
Seitenzahl: 736, ISBN: 978-3847901846
Paperback: 18 € (D), Hardcover: 26 € (D), E-Book: 14,99 € (D)
Auch als Hörbuch erhältlich.


Klappentext:

1836. Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Denn dort befindet sich Babel, das Königliche Institut für Übersetzung, der Turm, von dem die ganze Macht des Britischen Weltreiches ausgeht.
Für Robin Swift, Waisenjunge aus dem chinesischen Kanton und von einem geheimnisvollen Vormund nach England gebracht, scheint Babel das Paradies zu sein. Bis es zu einem Gefängnis wird ...
Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?

Der spektakuläre Roman der preisgekrönten Autorin Rebecca F. Kuang über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands.
Ausgezeichnet mit dem Britischen Buchpreis für den besten Roman des Jahres.


Meine Meinung:

Die Geschichte beginnt im chinesischen Kanton. Ein Junge kauert, halb bewusstlos, neben der Leiche seiner Mutter. Er hat alle Familienangehörige durch Cholera verloren, steht selbst an der Schwelle des Todes.
Er wird durch einen Engländer gerettet, der ihn mit einem Silberbarren heilt und ihn anschließend mit nach England nimmt. Dort soll der junge Robin Swift, der diesen englischen Namen ausgewählt hat, auf das Studium in Oxford vorbereitet werden. Sein Retter und Mentor Lovell möchte, dass Robin durch unermüdlichen Fleiß, die Aufnahme für Babel, dem renommierten Institut für Sprache und Silberwerken, schafft.

Zu Beginn kam direkt schon Spannung auf, die Geschehnisse in Kanton waren traurig und für den Jungen dann doch hoffnungsvoll. 
Nachdem das Studium in Babel dann begonnen hatte, erfährt man als Leser, weit über 100 Seiten lang, alles, aber auch wirklich alles über die Bedeutung und Wichtigkeit der Sprachen und Übersetzungen. Auch wenn das Thema an sich ganz interessant ist, so hat sich Kuang hier völlig in Details verloren, die es nicht leicht machten, weiter dran zu bleiben. Da musste ich mich wirklich durchkämpfen, denn diese ausführlichsten Beschreibungen waren zäh. Nicht zu vergessen, die vielen Fußnoten im Buch, die weitere Informationen enthalten und die man lesen kann aber nicht muss.

Hat man diesen zähen Abschnitt überwunden, wird man dann allerdings mit einer unglaublich guten und spannenden Geschichte belohnt. Robin studiert mit drei anderen Studenten zusammen. Sie werden unzertrennliche Freunde, doch ihre Freundschaft wird im Verlauf der Geschichte auf eine harte Probe gestellt.

Wir haben es in diesem Roman mit vielen brisanten Themen zu tun. Rassismus ist eine große Sache in diesem Buch und ich war manchmal so wütend über diese Arroganz und Überheblichkeit der Weißen, dass mir wirklich das Blut in den Kopf gestiegen ist. Es geht um Kolonialismus, Macht- und Geldgier, die Opiumkriege, aber auch um Widerstand und Verrat.

Wer hier ein übliches Fantasy-Buch erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein, das Phantastische findet nur mit den Silberbarren statt.
Ich war nicht enttäuscht, der Roman ist sehr gut geschrieben. Wäre da nicht der zähe Teil mit den Sprachen und Übersetzungen in dieser extremen Detailverliebtheit gewesen, hätte es von mir die Höchstbewertung erhalten.






4 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Ja, die vielen Details zur Sprache haben viele als zäh empfunden - ich fands echt interessant. Und es hat mir tatsächlich zum ersten Mal so richtig bewusst gemacht, wie wichtig Übersetzungen sind, also das sie gut sind. So wirklich darüber nachgedacht hatte ich vorher einfach nicht und seitdem ich ja jetzt englisch lese (und das für mich natürlich im Kopf ins deutsche übersetzen muss) merke ich noch mehr, was manche da für grandiose Arbeit leisten - oder auch nicht :)

    Die ganze Geschichte war ja schon außergewöhnlich und dass der Fantasyanteil nicht so hoch war, hat mich nicht gestört. Im Low Fantasybereich lese ich ja auch einiges.
    Freut mich jedenfalls dass es dir ansonsten sehr gut gefallen hat!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ich fand die Ausführungen zu den Übersetzungen ja schon auch interessant aber für einen Roman waren sie mir einfach zu detailliert, das hatte fast schon Sachbuch-Charakter.
      Interessant finde ich ja auch, dass es Rezensenten gibt, die diesen Abschnitt sehr gerne mochten aber das letzte Drittel im Buch nicht mehr, weil es ihnen zu politisch wurde.
      Ich mochte eigentlich alles an dem Buch, außer eben diese gut einhundert Seiten. :)

      Liebe Grüße!

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  2. Ahoi Andrea,

    mir ging es wie Aleshanee - ich fand gerade den Sprachen-/Übersetzungsteil super interessant und hab auch die Fußnoten gefeiert. Vor allem aber die Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Diskrimierung sowie die Freundschaften haben mich total begeistern können. Hab auch (gerade gegen Ende) echt viel geweint und war nach dem Buch erstmal richtig fertig... Aber schön, dass es dir grundsätzlich auch gefiel :)

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hey Ronja,

      ich habe schon öfter gelesen, dass gerade der Teil über Sprache und Übersetzungen vielen gefallen hat.
      Mich hat der Rassismus und Kolonialismus sehr mitgenommen und auch wütend gemacht. Das Ende war leider so, wie man es erwarten konnte und ich fand das auch schrecklich. Aber auch der Verrat ist mir wirklich nahe gegangen. :(
      Das Buch war richtig gut und deswegen hat es auch 4 Sterne bei mir bekommen. :)

      Liebe Grüße!

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